Samstag, 8. Januar 2011

Jag älskar Sverige - Ein letztes Mal aus Schweden

Es ist noch ein bisserl was passiert in den letzten Tagen. Im Moment sitze ich im Zug von Kiruna nach Stockholm und hoffe, dass mein Zeitpolster (von 4,5 Stunden bis der Flug geht) die Verspätungen kompensieren kann.

[Update: Das konnte er nicht. Die Eiseskälte und der Schneefall  Nordschwedens bringen jedes System zum Wanken - aus 16 wurden 23 Stunden, mein Flugzeug hob ohne mich ab. Aber die Schwedische Bahn organisierte Hotelzimmer, Essen und Flughafentransport und erstattete das Zugticket zurück - Wow!]




HOME SWEDE HOME - Die letzten Tage in Schweden

Weihnachten hab ich im engen Linköping-Kreis verbracht. Weihnachtslieder, Glühwein, Bücher.
Zu Silvester ging's nach Stockholm, wo wir uns im Hostel breit gemacht haben. Nach dem Silvesteressen (mhhh!) stapften wir halb betrunken durch den flockig-frischgefallenen Schnee um das Silvesterkonzert in Skansen zu sehen.

Alles in allem ein wunderschöner Silvestertag, hätte ich mir nicht in einer nicht näher kommentiert wollenden Aktion jugendlichen Übermuts die Hand verstaucht. Das hat man davon, wenn man sich zu Neujahr seine Abenteuerlust beweisen muss. Gott sei's gedankt, mein Silvesterabend wurde nicht wesentlich beeinträchtigt -  den Schmerz fühlte ich erst Stunden später.

Dann ausschlafen, Zug erwischen, 16 Stunden. Kalt. Kiruna!
Mit 80 Sachen durch Kiruna
Hundeschlittentour bei -40° - aufgrund dieses irrsinnig scharfen Fotos hab ich meine Finger stundenlang nicht gespürt.


WARUM ERASMUS?

Vor meiner Abreise hab ich noch geschmunzelt über all die sentimentalen Seufzer. Ich musste feststellen, dass ich der Oberseufzer bin, traurig winselnd, seine neuen Freunde und sein neues Zuhause zu verlassen. Es war ein Vergnügen zu sehen, wie jeder versucht, das Kapitel auf seine Weise zu schließen. Manche beschuldigen die Zustände in ihrem Heimatland für ihre Wehmut. Andere vermissen die bildhübschen Mädchen. Wieder andere weinten so leidenschaftlich, als mangele es Schweden an Salzwasser.

Ich hab mich mit einem Australier über die Vorzüge eines Austauschsemesters unterhalten. Bevor er ins Ausland ging, fragte er sich, was es sei, das diese Erfahrung so besonders mache. Viele seiner Bekannten schwärmten davon, aber keiner konnte es so richtig auf den Punkt bringen. Auch wir haderten. Man muss es einfach getan haben.

Ich hoffe, ich tue ihm mit meiner Einschätzung nicht unrecht, aber ich glaube, als rational denkender Programmierer, der er ist, wollte er einfach triftige Gründe für den Schritt ins Ausland bekommen. Ich weiß nicht genau, was mich hierher getrieben hat. Ich hab's einfach getan. Ihn überzeugten aber diese zwei Argumente:
  • Du wirst nie wieder so frei von Verpflichtungen sein. Kein Job, der dich zum Bleiben zwingt, keine Familie, die es zu versorgen gilt. Dir wird es leid tun, wenn es in 5 Jahren nicht mehr so einfach geht.
  • Noch nie hat jemand bereut, ein Auslandssemester gemacht zu haben. Irgendwas muss die Erfahrung dann ja haben. Warum willst DU das verpassen?
Ich würde hinzufügen, dass ein Austauschjahr den Horizont in einem Maße erweitert, das man selbst nicht für möglich gehalten hätte. Ich hab zum ersten Mal gesehen, dass es auch was anderes gibt als das Österreichische. Hat was von no-na-ned, ich weiß. Aber sich dessen bewusst zu sein, wie klein man selbst und wie vielfältig die Welt ist, hat etwas Erfrischendes. Außerdem: Die Scheuklappen werden kleiner.

Wenn all diese Gründe nicht überzeugend sind, dann weiß ich nicht welche. Aber wenn du ein Killerargument zu bieten hast, darfst du es gern als Kommentar posten. Ich glaube je mehr Leute so was machen, desto lebenswerter wird unsere Gesellschaft.

Zum Abschluss danke ich herzlich für das Verfolgen meiner bescheidenen Geschichten. Ich hoffe, sie konnten ein wenig unterhalten. Wir sehen uns am Schwedenplatz auf ein Öl. Skål! :)

Samstag, 18. Dezember 2010

Wer hat an der Uhr gedreht?

18. Dezember, das ging ja schnell. Während ich einerseits überglücklich bin, noch kein einziges Mal (!) Last Christmas gehört zu haben, bin ich andererseits ob des immer näher rückenden Rückreisetermins traurig. Das war's?

Noch bin ich ja hier. Und es gilt mehr denn je, die skandinavischen Vorzüge zu genießen. Also bin ich noch ein bisschen herumgereist : )
Vielleicht war es ja mein Unterbewusstsein, dass mich in den letzten Tagen schusselig machte und mir allen Grund für eine baldige Rückkehr gab. Kapperl, Handschuhe und Handy weg, verloren!

Kopenhagen und "the forbidden city of the military"

Es fühlte sich richtig an, in dieser Stadt zu sein. Das Wetter grauslich und mein Zug verspätet und doch hat mich Kopenhagen charmant um den Finger gewickelt.

Die Freistadt Christiania, mitten in Kopenhagen, ist vermutlich eines der interessantesten politischen Projekte Europas. 1971 besiedelten einige Hippies, Aussteiger und Anarchisten das ehemals militärisch genutzte Areal und proklamierten ihre Autonomie. Die Bewohner ließen sich nicht mehr vertreiben und so geschah etwas Bemerkenswertes: Die dänischen Behörden duldeten Christiania als basisdemokratisch organisierten Stadteil mit eigenen Regeln.

Eine Auswahl meiner Favoriten:
  • Keine harten Drogen - Marihuana wird hingegen öffentlich gehandelt.
  • Keine Autos - trotzdem gibt es laut Wikipedia einen Parkplatz für 14 Autos.
  • Keine Fotos - angeblich wurde schon so mancher Tourist "gebeten", die Speicherkarte der Kamera zu zerstören, sofern man sich über das Fotoverbot hinweggesetzt hat.

"I still believe in the need for guitars and drums and desperate poetry!"

Es war ein guter Tag, als ich erfahren hab, dass Frank Turner nach Schweden kommt. Irgendwas ist da zwischen ihm und seinen Hörern. "It's magical", meinten zwei Schweden im Harry B James. Ich stimmte zu. Sie saßen auf der niedrigen Holzbühne und warteten. Im Gegensatz zu Jordan und mir, die wir 4,5 Stunden anreisten, wohnten sie für schwedische Verhältnisse quasi um die Ecke, 1,5 Stunden Autofahrt entfernt.

Nach dem Konzert stand fest, dass ich nach Kapperl, Handschuhe und Handy (siehe oben) auch meine Stimme verloren habe. Na supa, denk ich und würde jederzeit wieder mitbrüllen. Da war ich beinahe froh, dass die "Hauptband" des Abends ihr Set mit dem Ghostbusters-Theme eröffnete und nach "Who ya gonna call??" den eigenen Bandnamen gröhlte - Rockmotherfuckerposen inklusive. Ich konnte getrost ins Hostel zurückgehen und Tee trinken.

Halt's Maul, Glückskeks!

Nach dem kurzen Stockholm-Besuch ging's früh am Morgen zurück nach Jönköping, Vorlesung um 8:30, verrückt! Die (wild um sich spammende) Glückskeks-Facebook-Application eines koreanischen Freundes hat mich noch wissen lassen: "Don't overtax your powers today!"

Die allerletzte Vorlesung meines Schweden-Semesters machte mich traurig diese Stadt bald verlassen zu müssen. Die Schwedinnen und Schweden, die hier Internationale Arbeit studieren: großartige Leute!

Der Kreis schließt sich: Zurück nach Linköping.

In ein paar Tagen fahre ich zurück nach Linköping, immerhin schließt sich somit der Kreis. Dort habe ich die ersten Wochen (zwecks Sprachkurs) verbracht. Mit "alten Freunden" feiere ich Weihnachten in einer WG. Die Wichtelspiel-Partner sind schon ausgelost.

Davor wartet noch ein Abschiedsparty-Marathon in Jönköping. Irgendwo zwischen furchtbar sentimental und furchtbar betrunken, verspreche ich Leuten sie zu besuchen. Sie sollen im Gegenzug bald nach Wien kommen.

Das war vermutlich mein vorletztes Posting aus Schweden. So wahr meine Finger nicht vor Kälte abgefallen sind, werde ich mich in der ersten Januar-Woche aus dem nordschwedischen Kiruna noch einmal melden. Österreich sehe ich am 6.1.2011 wieder.

Außerdem hab ich's endlich ins Streichholzmuseum geschafft -
DIE (politisch inkorrekte) Jönköpinger Sehenswürdigkeit schlechthin.
Warum zum Teufel sollten schwarze Kinder einer überdimensionalen Streichholzschachtel hinterher rennen?

Dienstag, 9. November 2010

Der Schweden-Wahnsinn beginnt!

Der Australier ist völlig aus dem Häuschen. Ich solle es outchecken. Er zieht aufgeregt an der Schnur, die Jalousien gehen hoch und er lächelt gierig: der erste Schnee, der Wahnsinn beginnt.

Er hat sich rechtzeitig Winterkleidung besorgt. Trotzdem vermute ich, dass seine Schneebegeisterung nicht ewig währt. Unter den Austauschstudenten geht nämlich das Gerücht um, dass ein Jahrhundertwinter kommen soll.

Meine Unterkunft in Huskvarna, Jönköping

Typisch Schweden

Snus! Auch ich snusse, zwecks Lebensgefühl inhalieren.
Hot Dogs gibt's an jeder Ecke, ob Schweden, Norwegen oder Dänemark.
Die hier sind aber selbstgemacht : )
Eishockey!
Typisch International

Die Österreicher in Jönköping
Schokolade aus der Schweiz
Dahinter: Schokolade aus Belgien
Schokolade aus Lettland
Finnische Grimassen
Spanisch-Kubanische Freundschaft
Die Südkoreanerinnen und ihr Lächeln.
Die Äthiopier und ihr scharfes Essen.
Die hungrige Meute beim International Day

Dienstag, 26. Oktober 2010

Busy October

Ich bin ein Viech. Nicht genug, dass ich ab und zu Obst kaufe und meine Ernährung fast schon gesund ist, werde ich hier auch noch sportlich. Letzteres hat vor allem (besser: einzig und allein) mit meiner Herumwanderei hier zu tun. Hier der Beweis.

Wenn ich morgens zum Zug renne, schaff ich es bereits ohne größere Schwierigkeiten bis zur Ecke, von der aus ich das Klingelgeräusch der Schranken hören kann - eine kritische Stelle. Es ist nicht nur einmal passiert, dass dieses Mistding von Zug just in dem Moment zur Abfahrt pfeift.

Ich hab's aber sowieso nicht eilig. Nicht im Oktober. Ich hab Ferien.
Was macht also ein gelernter Österreicher, wenn er Ferien hat? Bier trinken, Fußball schauen und sich über DiCo wundern? Ganz genau. Außerdem bin ich ein bisschen herumgekommen.


Größere Kartenansicht

Hoher Besuch aus dem Süden

Der Freitag des ersten Oktober-Wochenendes begann für mich zu einer höllisch unchristlichen Zeit. Das nimmt man in Kauf, will man doch Frau Mutter in Stockholm nicht warten lassen.

Die folgenden Tage in Stockholm verbrachte ich abwechselnd mit meiner Mutter + Verena durch die Stadt trudelnd und drei Begleitern aus Jönköping. Nicht ganz ohne Stolz kann ich behaupten meinem Touristenstatus alle Ehre gemacht zu haben: Altstadt, Rathaus, Skansen, Vasa-Museum, Nobel-Museum, Fotografie-Museum, Königlicher Palast, Ice-Bar, Schloss Drottningholm, ...

Stockholm

Everywhere and Norway

Eines der großen Highlights meines Schweden-Semesters war der Norwegen-Trip. Mit unseren zwei gemietenen Minivans fuhren wir zuerst zum Flughafen nahe Oslo (um zwei frisch aus Schottland heimgekommene Mädels aufzuschnappen), danach weiter nach Stavanger, Bergen und über Flåm zurück nach Oslo - insgesamt über 2500km.

Wer ist eigentlich "wir"? Das sind elf großartige Menschen aus sieben verschiedenen Ländern und ich. Das kann schon was!

Bloße Worte vermögen die Schönheit dieses Landes nicht zu vermitteln. Und auch meine Bilder werden weder dem Sonnenuntergang in Oslo noch den norwegischen Fjorden wirklich gerecht. Besonders die Aussicht vom Preikestolen muss man einfach selbst gesehen haben.

Ich hab schon an schlimmeren Orten gefrühstückt.
Gletscher-Partie
Opernhaus in Oslo
Bande
Heiraten im Park
International Team - (c) Jess
Sauhaufen - (c) Jess

Baltisches Bier schmeckt besser

Einen kurzen Trip gab's noch: die Reise in die Hauptstadt Estlands Tallinn. Die Altstadt Tallinns gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie ist geprägt von bestens erhaltenen mittelalterlichen Gebäuden wie dem Rathaus oder der Stadtmauer.

Wir waren von der Nacht auf der Fähre ein wenig verkatert und haben uns deshalb eine Tasse Elchsuppe (schmeckt wie Gulasch) und baltisches Bier gegönnt, um für die zweite Nacht auf dem Partyschiff gerüstet zu sein.

Korridor-Party in der Fähre

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Firestarter

Tallinn
Und jetzt?

Ich hatte einen guten Oktober. Aber mein vierter Monat in Schweden wird wohl wieder etwas geordneter zugehen. Ein paar Trips sind aber bereits in Planung. In the next months coming up (hopefully): Reise nach Kopenhagen, Göteborg, Malmö, Kiruna und Helsinki. Ob das mein Geldbörserl verkraftet?

Dienstag, 21. September 2010

Eine kleine Katzengeschichte für Zwischendurch

Ich war einkaufen. Willy's, der nächstgelegene Supermarkt, ist ungefähr 10 Gehminuten von hier entfernt. Pizza kaufen.
Auf dem Heimweg sahen wir, Mila und ich, diese bezaubernde, kleine Katze. Ich lockte sie mit meiner Pizzaschachtel (extra viel Käse), worauf sie auf mich zugelaufen kommt und sich aufheben und streicheln ließ.

Wir verabschiedeten uns höflich. Sie folgte uns.
Wie ein kleiner Hund lief sie neben uns her! Wahnsinn! Ich taufte sie Pizza und sie verbrachte den Nachmittag in unserer Wohnung. Sie eroberte die Herzen unserer Mitbewohner im Sturm.

Pizzas Abschied und Pizzas Heimkehr

Danach beschlossen wir Pizza zurückzubringen, wo wir sie gefunden haben. Wir verabschiedeten uns, diesmal herzlich, und sie blieb zurück (sie war so leicht ablenkbar, sie beschnupperte jedes Auto und jede Hecke - das nutzten wir um einfach abzuhauen...).

Ich war sehr traurig, doch ratet einmal, wer heute durch lautes, trauriges Miauen vor der Tür auf sich aufmerksam gemacht hat: PIZZA!

Jetzt gerade schläft sie auf dem bequemsten Sessel der Wohnung. Das nimmt ihr aber keiner übel. Außer Olaf vielleicht. Aber unser Landlord wird hoffentlich nie davon erfahren.

Außerdem hat sie vorher in den Kühlschrank gepisst.

Ich bin normalerweise kein großer Tiernarr und das Veröffentlichen zweier Fotos der selben Katze in einem Reiseblog....
... mag für den ein oder anderen seltsam anmuten. Aber das ist mir soo wurscht, weil Pizza super ist.

Mittwoch, 1. September 2010

Moi, je connais une chanson

Oh nein, ich bin heute in Jönköping aufgewacht! Eine wunderschöne Stadt. Aber zurzeit bin ich noch damit beschäftigt, die Wermutstropfen aus dem Gesicht zu wischen. Der Linköpinger Exchange-Student-Haufen ist mir aus Versehen ans Herz gewachsen und jetzt hab ich den Salat. 



Dinge, die mir sehr fehlen werden: französische Fahrradcrashs, isländische Schaldiebe, deutsche Österreichisch-Versteher, spanische Gitarrenstunden, niederländische Diplomatie-Neuerfinder, slowakische Aftershow-Partys, oberösterreichisches Demokratieverständnis, türkisches Konfliktlösungspotenzial und schwedische Folkband-Proben.

Zugegeben, meine neue Stadt macht durch ihre Lage am Vätternsee einiges an Boden gut und meine schlotternden Knie werden zunehmend ruhiger. Die Befürchtung, dass hier keine netten Leuten herumlaufen, hat sich bereits beim ersten Gespräch als falsch erwiesen.

Ein kleines Linköping-Abschiedsprojekt, das mir bestimmt noch in ein paar Jahren Freude bereiten wird, möcht ich euch nicht vorenthalten:


Ich hoff, euch geht's allen gut. Auf diesem Weg danke ich herzlichst für alle netten Meldungen, die ich  bekommen hab. Ich freu mich über jeden, der mir schreibt : )

Am Omberg
Die beste schwedische Folkband ever

Jönköping - Die Stadt am Vätternsee
 Wer mehr sehen will:
  • Roadtrip: Motala, Schloss Vadstena und Ostküste des Vätternsee, Omberg)

Mittwoch, 25. August 2010

Von Klagenfurt nach St. Pölten auf Schwedisch

In ein paar Tagen ist das unbeschwerte Sprachkursleben in Linköping vorbei. Ich tauche dann in das unbeschwerte Studentenleben Jönköpings ein.
Bemüht, Parallelen zu Österreich zu ziehen, könnte man sagen, ich ziehe von Klagenfurt nach St. Pölten. Klingt das nicht aufregend?

Was unterscheidet nun das hübsche schwedische Volk von uns Südländern? Ich versuche mich in einem ersten Resümee.

Die Universität in Linköping hat einen riesigen Campus, auf dem alles zu finden ist, was ein Studentenherz begehrt. Vielleicht nicht alles. Aber zum Thema Alkohol komme ich noch :)

Welche Verbindung bekommt mehr Leute in ein Auto?  Die Siegerverbindung konnte 20 Mitglieder in das kleine Auto zwängen. Neuer Rekord. Die andere Verbindung schaffte bloß lächerliche 19.

Ritterkostüme, Schlangestehen und Alkohol

Hier laufen gar seltsame Gestalten rum. Manche tragen Ritterkostüme, manche binden sich Krokodilschwänze um die Schulter, wieder andere sind unrasiert und marschieren im Gleichschritt. Das sind die Auflagen für die Studentenverbindungen, die mit unseren säbelschwingenden Vögeln von den Burschenschaften nicht viel gemeinsam haben. Duellieren tun sie sich aber sehr wohl: Welche Verbindung schmeißt die besten Partys? Dieser Ansatz scheint mir der weitaus sympathischere zu sein...

Anstellen tun sie sich auch gerne, die Schweden. Sogar in der Notaufnahme im Krankenhaus will man sich das Nummern-ziehen und In-der-Schlange-stehen nicht nehmen lassen. (Notaufnahme, weil mein Zimmergenosse Clement die Stabilität seines Second-Hand-Fahrrades überschätzt hat.)

Berüchtigt sind die hohen Preise für Alkoholika. Nicht zuletzt deshalb freuen sich Austauschstudenten sehr über Besuch von zuhause, sofern die Besucher Gastfreundlichkeit beweisen. Das darf durchaus als Einladung verstanden werden.

Kurzer Exkurs: Warum ist das eigentlich so teuer hier?

Im 19. Jahrhundert war Alkoholismus in Schweden ein großes Problem. Pro Mann und Nase wurden jährlich 40 Liter Schnaps getrunken - etwa das Fünffache des heutigen Konsums. Es entstanden Abstinenzbewegungen, die ein totales Alkoholverbot forderten. Anfang des 20. Jahrhunderts befürworteten über 50% der Schweden ein Totalverbot. Da es hüben wie drüben Drangler und Lobbys gibt, die solche Machenschaften zu verhindern wissen, folgte ein Kompromiss, der ein Staatsmonopol auf Alkoholverkauf vorsah und ihn hoch besteuern sollte. Hochprozentiger Alkohol (alles ab 3,5%) ist heute nur noch in den so genannten Systembolagets erhältlich, wo man tief in die Taschen greifen muss. Da wünscht sich der Wiener Student zurück an den Schwedenplatz. Die Ironie grüßt mit einem herzlichen Skål.

Das ist die stark vereinfachte Kurzversion der Alkoholgeschichte Schwedens. Allen Interessierten sei die Lektüre dieses Wikipedia-Eintrages ans Herz gelegt: http://de.wikipedia.org/wiki/Schwedische_Alkoholpolitik

Da man nicht einfach zum nächsten Supermarkt gehen kann, um an Vodka, Gin & Co zu kommen, bedarf es schlicht besserer Organisation. Sie gelingt uns nicht nur bravorös, sie lenkt auch den Fokus auf das, worauf es beim Zusammensitzen und Trinken eigentlich ankommt: Zusammensitzen und Trinken. Ansichten eines Österreichers? Bilden Sie sich Ihre Meinung.

Ansonsten keltert sich der ein oder andere Durchschnittsschwede seinen eigenen Wein. Der schmeckt zwar widerlich, aber... wuascht is ah.

en blom

Sonst noch komisch

  • Wenn der Lehrer neben einem Satz ein Hakerl macht, ist das im Gegensatz zum Rest der Welt KEIN gutes Zeichen. Dabei hab ich mich so gefreut, als ich meinen ersten Text zurückbekommen hab...
  • Eine Meile hat in Großbritannien und den USA 1,6 Kilometer. Weil Schweden so lang ist, hat eine Meile hier 10 Kilometer.
  • Während bei uns nicht zwischen den Eltern der Mutter und den Eltern des Vaters unterschieden wird - sie sind uns gemeinhin als Omas und Opas bekannt - wird das in Schweden sehr wohl gemacht. Wenn man über die Mormor (Mutter der Mutter) oder den Farfar (Vater des Vaters) schimpft, weiß man wenigstens wer gemeint ist.

ein schwer verletzter Franzose auf ärztliche Betreuung wartend

ein Polizist in der Altstadt von Linköping

Studentenverbindung ... (c) Clement
Villa Kunterbunt

Sternschnuppennacht
Vad tittar du?
Mehr Fotos aus Linköping gibt's hier: http://www.flickr.com/photos/51612635@N06/sets/72157624572422937/